Boreout-Syndrom – Wenn Langeweile krank macht

Boreout-Syndrom – Wenn Langeweile krank macht

Nicht nur Stress und ein Berg voller Arbeit kann den Arbeitnehmer krank machen – auch das komplette Gegenteil kann zu schweren Krankheitserscheinungen führen.

Das sogenannte Boreout-Syndrom ist der genaue Gegensatz zum Bournout-Syndrom. Besonders die Faktoren Langeweile, Unterforderung und Desinteresse werden zum Horror derjenigen, die darunter leiden.

Wenig Arbeit und massig Freizeit auf der Arbeit – ein scheinbar erstrebenswerter Zustand laut den Medien. Die Wahrheit jedoch sieht anders aus: Das sinnlose Absitzen und Warten auf den Feierabend ist ein einziges Grauen!

Langeweile bedroht die Intelligenz!

Nachgewiesen ist, dass eine fordernde, weniger langweilige Umgebung die Intelligenz messbar steigert. Wird uns die Entscheidungsfreiheit genommen und ein eintöniger Arbeitsalltag lässt uns resignieren, baut die geistige Leistungsfähigkeit im Alter schneller ab.

Doch nicht nur die Entfaltung der Intelligenz wird vermindert – auch können ernsthafte Erkrankungen folgen. Zudem gibt es einige Krebsarten, die durch Langeweile sogar gefördert werden.

Der Teufelskreis der Langeweile

Dem Boreout-Syndrom zu entkommen, ist leichter gesagt als getan. Einmal hineingeraten, ist das herauskommen umso schwieriger. Die wirkenden Elemente dieser Erkrankung sind Langeweile, Unterforderung und Desinteresse. Sind diese Faktoren gegeben, entwickelt der Arbeitnehmer eigene Verhaltensstrategien, um diese entgegenzuwirken – und bewirken damit das genau Gegenteil.

Das Boreout-Syndrom tritt vor allem bei monotoner Arbeitstätigkeit auf. Dies ist häufig bei Computerarbeiten der Fall. Dort kann man die Ergebnisse der Arbeit auch oft nicht messen – im Gegenteil zu einem Fliesenleger zum Beispiel. Sein Resultat ist sichtbar, wenn er keine Arbeit verrichtet, entsteht auch kein gefliester Boden.

Boreout-Strategien

Die Boreout-Strategien sollen dem Betroffenen helfen, bei der Arbeit beschäftigt und ausgelastet zu wirken. Doch genau diese Versuche verlängern die gefühlte Arbeitszeit.

1. Dokumentenstrategie
Der Arbeitgeber verbringt seine Zeit vor dem Computer nicht mit arbeiten, sondern mit dem planen und durchdenken von Freizeitaktivitäten. Kommt der Chef vorbei, wird die Computeransicht auf ein geschäftlichen Dokument gewechselt.

2. Komprimierungsstrategie
Der Arbeitnehmer erledigt eine ihm zugeteilte Aufgabe so schnell wie möglich. Ist er fertig, nutzt er die gewonnene Zeit für private Angelegenheiten, anstatt mitzuteilen, dass er mit der Arbeit fertig ist.

3. Lärmstrategie
Der Arbeitnehmer vegetiert vor deinen Computer nur dahin. Merkt er, dass er mal wieder beschäftigt wirken muss, tippt er lautstark wahllos in seiner Tastatur herum, um den lärmenden Eindruck zu machen, fleißig am arbeiten zu sein.

Ursachen eines Boreout-Syndroms

Die Gründe eines Boreout-Syndroms sind sehr unterschiedlich. Das Desinteresse kann dadurch entstehen, dass die Tätigkeit eventuell gar nicht zu einem passt. Vielleicht ist jedoch auch das Unternehmen falsch gewählt worden. Möglich ist auch, dass ständiges Mobbing von den Chefs und den Kollegen dazu führt, das Interesse an dem Unternehmen sowie dessen Erfolg zu verlieren.

Die Langeweile entsteht oft durch zu monotoner Arbeit ohne eigener Entscheidungsgewalt. Die Unterforderung entsteht durch zu leichter und / oder zu weniger Arbeit.

Woran erkennt man das Boreout-Syndrom?

Es ist schwierig – für den Chef wie auch für den Betroffenen – zu erkennen, ob das Boreout-Syndrom vorliegt. Für den Betroffenen ist die eigene Einsicht das wichtigste. Man darf sich nichts vormachen und die Wahrheit erkennen wollen. Oft kommen die Betroffenen gar nicht erst auf die Idee, an dem Boreout-Syndrom zu leiden, viele kennen es nicht einmal.

Egal ob der Chef einen Verdacht hat oder nicht, er sollte alle seine Angestellten über das Thema Boreout-Syndrom zu informieren. Nun haben die Arbeitnehmer die Chance, dies zu erkennen und zu handeln. Merkt auch dann der Betroffenen nicht, woran er leidet, sollte der Chef mit ihm ein verständnisvolles Gespräch führen.

Symptome des Boreout-Syndroms:

  • Der Mitarbeiter verhindert jedem die Sicht auf seinen Bildschirm
  • Es werden vermehrt Stopps in anderen Büros zum Quatschen eingelegt
  • Die Raucherpausen häufen sich
  • Die Aktivität über das berufliche Minimum ist gering ( Besprechungen, Weiterbildungen, Workshops..)
  • Kein Wunsch nach Aufstiegsmöglichkeiten
  • Die Fehlerquote steigt
  • Das Interesse an Kundenbelangen ist nicht vorhanden
  • Die krankheitsbedingten Fehlzeiten summieren sich
  • Es kommt keine Innovationen und Verbesserungsvorschläge seinerseits

 

Was kann der Chef gegen das Boreout-Syndrom tun?

Die Hauptaufgabe des Chefs besteht darin, den “Unternehmergeist” zu fördern. Dies erreicht er dadurch, dass er den Betroffenen eine anspruchsvolle und angemessene Aufgabe zuteilen lässt, mehr Verantwortung sowie Mitbestimmungsrecht erhält und / oder eine finanzielle Beteiligung bewirkt.

Was kann der Arbeitnehmer tun?

Der betroffene Arbeitnehmer muss den Teufelskreis durchbrechen. Er muss sich selbst helfen, seine Eigenverantwortung ist gefragt. Ergreifen kann er Maßnahmen wie

  • Arbeiten in Teilzeit
  • Stellenwechsel innerhalb des Unternehmens
  • Zusatzausbildung
  • Arbeitgeberwechsel

Wichtig ist, dass sich der Arbeitnehmer Freiräume schafft, selbst Entscheidungen treffen zu können. Er muss Einfluss auf seine eigene Ausführung der Arbeit erlangen, um die Langeweile und das Desinteresse erfolgreich bekämpfen zu können. Die Erfolgsformel lautet: aktives Veränderungsprogramm!