Die ersten 100 Tage – Superstart oder Bauchlandung?

Das Schicksal neuer Mitarbeiter entscheidet sich meist schon in den ersten Monaten. Wer von außen kommt, sollte sich deshalb an bestimmte Spielregeln halten, damit er seinen Start nicht gefährdet.

Neue Besen kehren gut, sagt ein Sprichwort. Als Neue/r von außen sind Sie zwangsläufig ein Transplantat. Die Frage lautet: Nimmt Sie das Unternehmen an oder stößt es Sie ab?

Schon beim Start müssen Sie eine kritische Hürde überwinden, wenn Sie Akzeptanz gewinnen wollen. Bei jedem Schritt, jedem Handgriff, jeder Entscheidung wird der Einsteiger beäugt. Er steht sozusagen auf dem Monitor – bei den Mitarbeitern ebenso wie bei seinem Vorgesetzten. Nach Aussage von Psychologen entscheiden die ersten zwölf Sekunden über Sympathie oder Antipathie, wenn Menschen aufeinander treffen. Und – oft ist dieser erste Eindruck nur schwer zu revidieren. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, welche Position der Neue übernimmt. Je höher in der Hierarchie, um so wichtiger ist allerdings zielgerichtetes, adäquates Verhalten.

Sie werden feststellen können, dass man als Einsteiger den leichteren Start hat, wenn man nach dem Motto vorgeht: “Erst leisten, dann fordern”. Mit all zu forschem Verhalten hat schon mancher Mitarbeiter in den ersten Tagen und Wochen viel Porzellan zerschlagen. Hier deshalb ein paar Tips:

Bereiten Sie den Einstieg vor

Ziehen Sie im alten Unternehmen einen sauberen Schlussstrich. Die Welt ist klein. Man begegnet sich meist zweimal im Leben. Klären Sie familiäre Themen wie erforderlicher Standort-/Wohnungswechsel, Schule, Freizeit, soziales Umfeld, evtl. Zweitwohnung anmieten. Bereiten Sie sich auf den neuen Job vor: Fordern Sie Lesestoff an über das Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen, Marketingpolitik, Vertriebsstrategien, Geschäftsbericht. So können Sie schon von Anfang an mitreden.

Der erste Tag im neuen Job

Widmen Sie Ihrem “Outfit” besondere Sorgfalt. Gehen Sie auf Nummer sicher – eher konservativ als extravagant – jedoch bleiben Sie Ihrer Persönlichkeit treu. Starten und handeln Sie mit Fingerspitzengefühl und Takt. Stellen Sie sich selbst bei Mitarbeitern, Kollegen, Betriebsrat vor, falls es Ihr Vorgesetzter nicht tut. Erwarten Sie aber nicht, dass Sie überall mit offenen Armen aufgenommen werden.

Zuhören und lernen

Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit Ihren Vorgesetzten und Kollegen. Was ist ihre Einschätzung von Ihrem Aufgabenbereich? Welche Erwartungen hat man an Sie? Was soll künftig besser laufen? Welchen konkreten Beitrag zum Erfolg können Sie leisten? Lassen Sie sich die Arbeitsabläufe in Ihrem Umfeld erläutern. Stellen Sie fest, welches Insider-Wissen Ihnen noch fehlt. Setzen Sie alles daran, sich schlau zu machen. Hören Sie zu, aber vermeiden Sie vorzeitige Stellungnahme. So verschaffen Sie sich den ersten wichtigen Eindruck.

Integrieren Sie sich im Team

Erwarten Sie nicht, dass Sie überall mit offenen Armen aufgenommen werden. Stellen Sie fest: Wer sind die “good guys”, die echten Leistungsträger. Sind sie bereit, Sie zu unterstützen? Finden Sie aber auch heraus, was Sie selbst für die gute Zusammenarbeit einbringen können. Am leichtesten finden Sie Akzeptanz durch Leistung und Kompetenz.

Direkt kommunizieren

Ihre Kollegen und Chefs sollten Ihre Ziele und Erwartungen kennen. Sprechen Sie darüber, informieren Sie sie direkt und offen, in Einzelgesprächen, mit einer Kurzpräsentation. Urteilen Sie nicht vorschnell, sammeln Sie Eindrücke. Das schafft Vertrauen und vermeidet Gerüchte.

Die “Hackordnung”

Machen Sie sich vertraut mit Ablauf, Strukturen, Informationsfluss im Unternehmen. Wer, wo, was sind Informationsgeber/-quellen für das eigene Bestehen? Wie ist das interne Macht Gefüge, die “Hackordnung”. Gab es im Unternehmen einen internen Bewerber auf Ihre neue Stelle?

Zerschlagen Sie kein Porzellan

Nicht alles, was vor Ihnen geschah, muss schlecht gelaufen sein. Ihre Veränderungsvorschläge sollten das Bewährte erhalten und um neue Impulse bereichern. Berücksichtigen Sie dabei die Firmenkultur. Und bedenken Sie: Auch Ihre Vorgesetzten sind nicht fehlerfrei. Hüten Sie sich also davor, über Ihre Bosse zu meckern, bevor Sie Ihre eigenen Aufgaben gelöst haben.

Vergessen Sie Ihr letztes Unternehmen

Nichts baut schneller Hürden auf als ein Neuer, der ständig mit Vergleichen zu seinem früheren Arbeitgeber herumtönt: “Bei XY haben wir das aber soundso gemacht.” Erwarten Sie nicht, dass das ganze Unternehmen sich ab sofort auf Sie einstellt und Ihre Arbeitsmethoden übernimmt. Schauen Sie nicht zurück auf die “guten alten Zeiten”, sondern blicken Sie nach vorn. Gestalten Sie die Zukunft.

Kleider machen Leute

Die Kleiderordnung, der Dienstwagen, die Büroausstattung – falls Sie daran etwas ändern möchten: tun Sie`s behutsam, es gibt Wichtigeres. Allzu rasch entsteht der Ruf des “Profil-Neurotikers mit Status-Denken”.

Lösen Sie brennende Probleme

Nach wenigen Wochen kennen Sie die Probleme in Ihrem Bereich. Analysieren Sie genau, setzen Sie Prioritäten und machen konkrete Verbesserungsvorschläge. Entscheiden Sie rasch über die erforderlichen Maßnahmen. So zeigen Sie Zielstrebigkeit und frischen Arbeitsstil.

Kommunizieren Sie mit der “Spitze”

Halten Sie in den ersten Tagen und Wochen engen Kontakt zu Ihrem Vorgesetzten bzw. zur Geschäftsleitung. Informieren Sie sie über Ihre Aktvitäten. So sichern Sie sich Feedback und Aktionsraum für Ihre Maßnahmen. Berichten Sie – ohne Aufdringlichkeit – über Ihre Arbeitsergebnisse und Erfolge.

Keine Angst vor Fehlentscheidungen

“Lieber keine Entscheidung als eine falsche”. Mit dieser Devise kommen Sie nicht weit. Also agieren Sie mutig. Aber gestehen Sie auch offen ein, wenn Sie falsch entschieden haben. Wichtige Zusatzinformationen helfen Ihnen, Ihre Entscheidung zu revidieren. Das Bessere ist der Feind des Guten. Sie werden sehen, das erhöht Ihren Sympathiewert bei Kollegen und Chefs. Zugleich wächst Ihre Glaubwürdigkeit.

Mehr versprochen als gehalten?

Gehen Sie konstruktiv vor. Suchen Sie Konsens im direkten, persönlichen Gespräch mit dem Vorgesetzten. Keine “Rabattmarken sammeln”, wenn etwas nicht wie versprochen läuft! Fordern Sie Einarbeitungsunterstützung an. Suchen Sie den regelmäßigen Dialog mit dem Personalchef. Er ist neutraler Ratgeber und Mittler “zwischen den Fronten” für Sie und das Unternehmen.

Der langfristige Erfolg

Erstellen Sie vor Ende der Probezeit eine Soll/Ist-Analyse. Was lief gut, wo gibt es Handlungsbedarf? Nun ist es an der Zeit, weiterführende Maßnahmen mit dem Vorgesetzten festzulegen.

Es mag sein, dass all diese Punkte für Sie selbstverständlich sind – um so besser. Vielleicht ist jedoch der eine oder andere Hinweis nützlich für Sie.

Fortschrittliche Arbeitgeber machen sich meist gemeinsam mit ihrem Personalberater intensiv Gedanken um die Integration neuer Mitarbeiter und haben ein klares Konzept. Aber letzten Endes kommt es immer noch auf Sie an:

Triumph oder Desaster – Ihr Schicksal als neuer Mitarbeiter liegt in Ihrer Hand. Wenn Sie diese Spielregeln beherzigen, werden die ersten 100 Tage wie im Fluge vergehen. Sie vollziehen eine sanfte Landung im Unternehmen und keinen Crash. Viel Erfolg!

© Albrecht v. Bonin
VON BONIN Personalberatung
Alte Leipziger Straße 40 a
63571 Gelnhausen
Telefon 06051-4828-0
Telefax 06051-4828-48
mail: info@von-bonin.de
Internet: http://www.von-bonin.de