In welchen Regionen vergreist die Republik und wie sollten Arbeitgeber darauf reagieren?

Deutschland hat ein Problem, nämlich die Vergreisung der Bevölkerung. Manche Regionen sind stärker betroffen, andere weniger, aber aufhalten lässt sich die Überalterung der Republik nicht, meinen Experten.

Doch wo ist die Vergreisung am schlimmsten, was können Arbeitgeber in dieser Situation tun, um richtig auf sie zu reagieren und wie wird es weiter gehen?

Eine Überalterung Deutschlands ist deutlich spürbar.

Schon seit vielen Jahren geht die Geburtenrate immer mehr zurück. Lag sie in den 60er Jahren noch bei 2,5 Kindern pro Frau, ist sie heute auf knappe 1,3 Kinder pro Frau geschrumpft. Jedes Jahr sinkt die Geburtenrate, die Sterberate ändert sich jedoch kaum. In Folge dessen wird die Bevölkerung immer älter und sorgt für einen krassen Bevölkerungsrückgang. In den nächsten fünf Jahren soll sich laut Studien die Zahl der Erwerbstüchtigen halbieren.

Junge Menschen verlassen auf der Suche nach Arbeit und neuen Perspektiven ihre Heimat und eine rückläufige überschattet die einst so stabile Zuwanderung. Die Folgen der geburtenschwachen Jahre sind vielerorts deutlich zu merken. So müssen in manchen Orten bereits Schulen geschlossen werden aufgrund zu wenig Nachwuchses. Der regionale Bevölkerungszuwachs beruht mittlerweile nur noch auf innerdeutscher Migration.

Welche Regionen sind betroffen?

Innerhalb Deutschland unterscheidet sich die Vergreisung regional. Am stärksten betroffen sind die neuen Bundesländer. Hiervon trifft es besonders Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auch das Saarland ist überaltet. Nur Berlin macht hier eine Ausnahme. Mecklenburg-Vorpommern, das zur Wendezeit mit den meisten jungen Leuten punkten konnte, soll 2020 schon das Bundesland mit der ältesten Bevölkerungsstruktur sein. Durch die starke Abwanderung in den Westen Deutschlands, verlieren östliche Bundesländer ihre jungen Erwerbstätigen. Besonders Frauen ziehen weg und damit potenzielle Mütter. Abiturienten und Hochschulabsolventen verlassen den Osten auf der Suche nach Arbeit und die, die zurückbleiben, haben keine Chance mehr.

Aber auch im Westen ist ein hoher Geburtenrückgang zu verzeichnen. Experten sehen Gründe hierfür in den Jahren nach der Wiedervereinigung. Obwohl die Geburtenzahlen in den 90er Jahren wieder anstiegen, fehlen die Kinder aus den Jahren zuvor.

Wie Arbeitgeber reagieren sollten:

Arbeitgeber sind gezwungen, sich der Situation anzupassen. Wer trotz Vergreisung nur junge Menschen einstellen möchte, hat es schwer. Politiker werben mittlerweile damit, Senioren eine Chance zu geben. Arbeitgeber können von ihrer Erfahrung nur profitieren. Es mischen sich aber immer die Gefühle, wenn man an das Alter denkt. Ältere Arbeitnehmer seien nicht mehr so belastbar und leistungsfähig wie junge. Das muss nicht stimmen!

Arbeitgeber müssen anfangen, auf ältere Arbeitnehmer zu setzen. Zwar müssen dann höhere Kosten eingeplant werden, aber anders kommt man nicht an qualifizierte Mitarbeiter, wenn die jungen rar sind. Zum richtigen Umgang mit älteren Mitarbeitern gehören Weiterbildungsmaßnahmen. Arbeitgeber müssen bereit sein, in die Älteren zu investieren. Auf Dauer wird es nämlich nicht mehr funktionieren, billige junge Arbeitnehmer einzustellen. Wer rechtzeitig einlenkt, kann in den nächsten Jahren im Wettbewerb noch mitziehen.

Ein weiterer Punkt ist natürlich das Thema: Kinder und Karriere. Viele Frauen verzichten zu Gunsten ihrer Karriere auf Nachwuchs, der sie aus dem Berufsleben werfen würde. Die Probleme hierbei liegen in der Organisation der Firmen. Nur sehr wenige Unternehmen bieten Müttern und Familien guten Umgang mit der Kinderfrage. In einigen Unternehmen können Mütter ihre Kinder in einem betriebseigenen Kinderhort während der Arbeitszeit lassen. Arbeitgeber müssten mit der Elternfrage offener umgehen, denn viele Arbeitnehmer haben schon bei dem Gedanken an eigenen Nachwuchs die Kündigung vor Augen.

Prognosen:

Politiker, Experten und Statistiken sind sich einig, dass die aktuelle Zuwanderung nicht ausreicht, um den Bevölkerungsschwund zu minimieren. Es ist nicht absehbar, dass Deutschland durch eine höhere Geburtenrate der Vergreisung entgegenwirken kann. Lediglich durch Zuwanderung von Ausländern könnte ein Ausgleich geschaffen werden. Hierfür müssten allerdings jährlich bis zum Jahr 2020 300 Tausend Einwanderer und mehr als eine halbe Million bis 2050 nach Deutschland kommen.

Im Moment grassiert die Angst vor Einbrüchen in den Ausbildungsjahrgängen. Arbeitgebern gestaltet sich die Suche nach geeigneten Arbeitskräften mehr als schwierig, wenn sie nicht auf die älteren Menschen setzten. Die wollen arbeiten und bringen Erfahrung mit. Außer erhöhter Kosten bringen solche Arbeitnehmer dem Unternehmen einen guten Gewinn.