…und plötzlich versagt die Stimme

Wer kennt das nicht? Tage – oder wochenlang bereitet man sich auf das Vorstellungsgespräch vor und dann ist es endlich soweit.

Doch was passiert? Die Stimme versagt, wird immer höher und krächziger und klingt alles andere als überzeugend.

Doch woran liegts, wenn bei Bewerbungsgesprächen, Referaten oder Vorträgen die Stimme plötzlich den Geist aufgibt? Und was kann man dagegen machen?

Die Stimme versagt:

Die typische Situation ist ein Vortrag vor Kollegen. Gut vorbereitet und mit Zetteln bepackt betritt man den Besprechungsraum und will sich überzeugend und selbstsicher präsentieren, ist doch der Vortrag kleinlichts ausgearbeitet. Doch schon nach wenigen Minuten verfällt man in ein für die Zuhörer mehr als nerviges Dauer-Räuspern, da es im Hals kratzt und rasselt. Die Stimme wird hoch und unsicher, ist für die Zuhörer nur schwer zu ertragen. Es kann sogar so weit gehen, dass man fast gar keinen Ton mehr heraus bekommt.

Woran liegt es, dass die Stimme versagt?

Meistens versagt die Stimme in oben genannten Stresssituationen aus Nervosität. Unter Stress verkrampfen sich die Muskeln von Hals und Kehlkopf und die Stimme wird dünn, hoch und krächzig. Die Kehle fühlt sich zugeschnürt an und man hat das Gefühl, einen Kloß im Hals sitzen zu haben. Dies hat Unwohlsein zur Folge, was die Ausstrahlung des Redners extrem beeinflusst. Die unsichere Stimme kommt bei den Zuhörern an und man wird nicht mehr richtig ernst genommen, denn die Stimme ist bei Vorträgen erster Sympathieträger.

Neben einer guten Mimik und Gestik kommt es beim Reden natürlich in erster Linie auf die Stimmme an. Eine hohe Stimme stresst die Zuhörer und wirkt unsicher, egal wie gut der Inhalt ist, den man wiedergibt. Laut Sprechwirkungsforschung wirken tiefe Stimmen angenehmer, selbstsicherer, autoritäter und überzeugender. Hat man erst einmal einen trockenen Mund, beginnt die Angst vor Sprechpausen und man redet immer schneller.

Was tun vor Ort?

Es gibt einige gute Methoden, die Stimme auf ein Bewerbungsgespräch oder einen Vortrag vorzubereiten. Bevor man den Raum betritt, sollte man die Toilette aufsuchen, den Oberkörper nach vorne beugen und laut nacheinander Vokale sprechen. So wird die Stimme schon einmal etwas tiefer. Vor Betreten des Zimmers/des Raums sollte man die Hand auf den Bauch legen und mehrmals tief in diesen einatmen zur Beruhigung. Durch mehrmaliges lockeres, bewusstes Ausatmen erreicht man die mittlere Sprechstimmlage und die Stimme bekommt einen ruhigen Ton. Auch sollte man vor einem Gespräch oder einer Rede auf zuckerhaltige Getränke wie Saft oder Brause verzichten, da diese Schleim produzieren und der Hals letztendlich noch trockener wird. Man sollte auch auch Kaffee und Alkohol verzichten, jedoch viel Wasser vor einem solchen Termin trinken.

Während des Gesprächs oder des Vortrags sollte man immer ein Glas Wasser oder eine Wasserflasche parat haben, falls der Hals zu trocken wird. Vor einer Antwort sollte man sich mit dem Atmen Zeit lassen, also in Ruhe Luft holen. Dies wirkt auch noch bedacht und kompetent. Kurze Sätze sind außerdem sinnvoll, da man nicht zwischendurch einatmen muss. Auch empfehlen Experten zu gähnen statt sich zu räuspern, da dies die Muskulatur lockert und den Rachenraum entspannt. Dies sollte man jedoch nur sehr dezent machen und wenn keiner guckt. Auch darf die Hand vor dem Mund natürlich nicht fehlen.

Hat man doch einmal einen üblen Hustenreiz durch ständiges Räuspern provoziert, hilft nur noch geschicktes Überspielen. Am besten geht dies mit einer kleinen Bemerkung, die die Zuhörer ins Schmunzeln bringt. Dann kann man um Entschuldigung bitten, einen Schluck Wasser nehmen (oder auch zwei) und versuchen fortzufahren. Kurze Trinkpausen geben einem außerdem Zeit, seine Antwort zu überlegen oder den roten Faden des Vortrags widerzufinden.

Prävention zum Stimmversagen:

Wer oft Vorträge halten muss oder einen Bewerbungsmarathon vor sich hat, der sollte auf eine langfristige Stimmbildung nicht verzichten. Als erstes könnte man mit dem Rauchen aufhören, denn das schwächt die Stimme sowieso. Atemübungen sind eine gute Methode, Nervosität abzubauen. Eine bewusste Atmung verhindert außerdem eine Verkrampfung der Muskulatur. Sehr sinnvoll ist es, öfter laut zu lesen und dabei Betonungen zu üben. Man wird merken, dass man nach ein paar Wochen deutlich mehr Buchseiten laut lesen kann als vorher. Es schult nämlich einerseits die Artikulation, andererseits auch das lebendige Lesen, was für Vorträge ungemein wichtig ist. Auch das Sprechen von Zungenbrechern kann langfristig helfen.

Im Vorstellungsgespräch kann eine aufrechte Körperhaltung mit Blickkontakt die Muskulatur entkrampfen. Noch dazu hilft bequeme Kleidung, die den Lungen Freiraum lässt. Auch empfiehlt es sich, beim Gespräch beide Füße auf dem Boden zu haben, da man mit übergeschlagenen Beinen schnell verkrampfen kann.

Jeder kann seine Stimme trainieren!

Es hilft auch, Freunden und Bekannten ab und zu einen Minivortrag zu halten und sich ein ehrlich gemeintes Feedback anzuhören. Auch kann man während der Lektüre des Lieblingsbuchs ruhig einmal eine Seite laut vorlesen. Es gibt so viele einfache und schnelle Stimmübungen, die jeder lernen kann. Zudem werden mittlerweile haufenweise Sprech- und Stimmtrainigsseminare angeboten. Teilnehemn kann sich auszahlen. Man muss es nur wollen.