Zeitarbeit – früher meist belächelt, heute immer öfter Erfolgsfaktor!

Unter dem Begriff Zeitarbeit versteht man das Arbeitsverhältnis zwischen einem Zeitarbeitsunternehmen, einem Zeitarbeiter und einem Entleihungsunternehmen.

Die Zeitarbeitsbranche wird professionell organisiert, bietet ein hohes Beschäftigungspotenzial und gilt seit mehreren Jahren als “Boom-Branche”.

Was ist der Grund dafür und was macht die Branche aus? Welche Chancen haben Arbeitnehmer und welche Risiken gibt es?

In Deutschland gibt es über 7000 Zeitarbeitsfirmen, die “ihre” Zeitarbeiter an andere Unternehmen (die so genannten Entleihungsunternehmen) ausleihen. Die Zeitarbeitsfirmen übernehmen im Grunde alle Arbeitgeberpflichten, d.h. sie sind für den Lohn zuständig, schließen einen Arbeitsvertrag mit dem Zeitarbeiter usw.. Auch für die Ahndung von pflichtwidrigen Handlungen des Zeitarbeiters im Entleihungsunternehmen sind sie zuständig. Eine Gewähr oder Haftung für die Leistungen bzw. Arbeitsausfälle “ihrer” Zeitarbeiter geben sie jedoch nicht. Bei erfolgter Festeinstellung eines Arbeiters in einem Entleihungsunternehmen, erhalten sie eine Vermittlungsprovision, die ca. 25% des künftigen Bruttojahresgehaltes des Arbeitnehmers beträgt. Bei einer “normalen” Entleihe des Zeitarbeiters an ein Unternehmen, erhalten sie jeweils einen Stundensatz pro Arbeiter.

Die Entleihungsunternehmen hingegen stellen den Arbeitsplatz für den Zeitarbeiter zur Verfügung, übernehmen aufgabenbezogene Weisungsbefugnisse und tragen die Verantwortung für den Arbeitsschutz. Einen direkten Vertrag mit Zeitarbeiter gibt es nicht, jedoch einen Arbeitnehmerüberlassungsvertrag zwischen dem Entleihungsunternehmen und der Zeitarbeitsfirma. Vorteile haben diese Unternehmen in dem Sinne, dass sie ihre Stammbelegschaft ergänzen, Zusatzprofite einfahren und eine hohe Flexibilität bezüglich der Mitarbeitereinstellung erzielen können.

Fast in jeder Branche kommt Zeitarbeit zum Einsatz

Heute gibt es kaum noch Branchen, in der gewerbliche sowie kaufmännische Zeitarbeit nicht zum Einsatz kommt. Gute Chancen für Zeitarbeiter bieten sich vor allem in der Luftfahrt-, Zuliefer- und Automobilindustrie, der Logistik, dem IT-Bereich und der Telekommunikation.

Geregelt wird die Zeitarbeit durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) vom 7.08.1972, welches im Laufe der Jahre etwas verändert wurde. So kam es im Zuge der Hartz-Reformen im Jahre 2004 z.B. zur Streichung des Wiedereinstellungsverbotes auf höchstens 2 Jahre und zum Hinzufügen des Gleichstellungsgrundsatzes. Nach diesem sollen die Zeitarbeiter unter den gleichen Bedingungen beschäftigt werden wie die Stammbelegschaft des Entleihungsunternehmens. Diese Forderung bezieht sich auf die Entlohnung, die Arbeitszeiten, die Urlaubsansprüche und sonstige Sonderleistungen. Eingeschränkt wird der Grundsatz jedoch durch die Tatsache, dass die gesetzlichen Forderungen nur dann gesichert werden können, wenn die Zeitarbeit gewerkschaftlich organisiert ist.

Früher wurde Zeitarbeit belächelt und sofort mit dem Begriff Lohndumping in Verbindung gebracht. Im Laufe der Jahre hat sich jedoch ein positiveres Bild eingestellt. Diese Tatsache, ist durch folgende Vorteile für den Zeitarbeiter zu erklären:

  1. Die Zeitarbeit dient als “Brücke” aus der Arbeitslosigkeit in eine sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigung
  2. Der Zeitarbeiter lernt viele verschiedene Unternehmen sowie Tätigkeiten kennen und sammelt dadurch viel Berufserfahrung
  3. Der Zeitarbeiter ist nur auf eine bestimmte Zeit an ein Unternehmen gebunden
  4. Die Zeitarbeit verhilft vielen Zeitarbeitern durch den so genannten “Klebeeffekt” zum (Wieder-) Einstieg in das Berufsleben.
  5. Durch die Tarifverträge werden dem Zeitarbeiter bessere Rahmenbedingungen zuge- sichert 6.) Die Zeitarbeit bietet soziale Sicherheit

Trotz dieser Vorteile dürfen aber auch einige Nachteile nicht übersehen werden, wie z.B. die Tatsache, dass der erzielte Lohn meist nicht zur Existenzsicherung reicht und die Zeitarbeiter daher auf ALG II-Leistungen angewiesen sind, dass sich der Konjunkturverlauf auf die Zeitarbeit unmittelbar auswirkt und dass durch den häufigen Wechsel des Arbeitsplatzes nur eine unzureichende Integration im Betrieb erfolgt. Kritiker behaupten außerdem, dass Zeitarbeit arbeitsmarktpolitisch unwirksam sei und aus Profitgründen als Ersatz zur Normalbeschäftigung eingesetzt werde.

Letztendlich gilt es für jeden, selbst zu entscheiden, ob ihm diese Alternative zur Arbeitslosigkeit als sinnvoll erscheint und ob er bereit ist, auch die genannten Nachteile in Kauf zu nehmen, um den Sprung in das Arbeitsleben zu schaffen.