Trotz Vollzeit-Job reicht es nicht zum Leben

Eine Vollzeitstelle haben und trotzdem auf Unterstützung vom Staat angewiesen sein müssen? Immer mehr Erwerbstätige stocken ihr Einkommen mit einem Nebenjob oder Arbeitslosengeld II auf.


Doch wie kann es dazu kommen und warum läuft dort etwas falsch?

Immer mehr Menschen können nicht von ihrem Gehalt leben

Immer mehr Menschen in Deutschland können laut Studien nicht von ihrem Gehalt leben. So sind immer mehr auf Leistungen vom Staat angewiesen. Über eine Million Menschen sind Aufstocker, die neben ihrem Einkommen noch Arbeitslosengeld II (ALGII) beziehen seit Arbeitslosen – und Sozialhilfe zu einem System der Grundsicherung zuammengelegt worden sind. Laut Statistiken stieg die Anzahl der Bedürftigen jedes Jahr rasant an. Dreiviertel der ALGII Empfänger haben eine Berufsausbildung, einige auch einen Hochschulabschluss.

Was und wer sind die Aufstocker?

Im Moment kann man laut Sozialgesetzbuch zusätzlich einer Erwerbstätigkeit nachgehen, wenn man ALGII bezieht. Aufstocker erhalten also praktisch einen Kombilohn aus ALGII und Arbeitslohn. Die Zahl der Hinzuverdiener steigt jährlich an. Doch woran liegt das und wer gehört zu den Aufstockern?

Das Lohnniveau der ALGII Empfänger ist sehr unterschiedlich. Manche verdienen unter fünf Euro die Stunde andere über neun Euro. In Wetsdeutschland liegen die durchschnittlichen Löhne der ALGII Empfänger bei etwa sieben Euro und in Ostdeutschland bei um die sechs Euro. Auch Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit starten wollen, beziehen als Starthilfe oft ALGII. Die meisten Aufstocker verdienen jedoch einfach zu wenig, um über die Runden zu kommen. Ein Existenzminimum kann mit einem Tariflohn von unter fünf Euro nicht erreicht werden. Dies ist häufig bei Teilzeitstellen das Problem. Solche Aufstocker ergänzen ihr Arbeitslosengeld II eigentlich nur durch ihren Teilzeit – oder Minijob.

Aber nicht nur der geringe Arbeitsumfang ist für den Bezug des ALGII verantwortlich. Beobachtet wurde das Aufstocken besonders bei Familien mit Kindern, da solche einen erhöhten sozialen Bedarf haben. Zwar verdienen Familienernährer immer noch mehr als Singles oder Alleinerziehende, aber in oft auch kinderreichen Familien reicht das Einkommen nicht aus. Selbst wenn eine Partner neben der Kindererziehung noch einen Nebenjob annimmt, kommen viele nicht ohne eine Unterstützung zurecht. Fehlende Kinderbetreuung ist meist das Stichwort, da diese oftmals die Vollzeitbeschäftigung eines Partner verhindert oder erschwert. Neben Kurzarbeit oder Zeit – und Saisonbeschäftigung kann auch der Jobverlust eines Partners zum Aufstocken führen.

Wo ist das Problem?

Die Anschaffung eines höheren gesetzlichen Mindestlohns klingt viel versprechend, jedoch führt dieser dazu, dass Arbeitgeber vermehrt in Teilzeit einstellen. Viele Unternehmen nutzen die staatliche Unterstütznung nämlich aus. So stellen sie verstärkt Niedrigverdiener ein, die zusätzlich ALGII beziehen müssen und fördern somit das “Lohdumping”. Durch den eingeschränkten Kündigungsschutz werden viele Arbeitnehmer gefeuert und ihre Stelle für weniger Lohn neu besetzt.

Die Bundesregierung will das Wohngeld und den Kinderzuschlag für ALGII Empfänger erhöhen, um die Zahl der Aufstocker zu verringern. Fragt sich nur, ob das langfristig etwas bringen wird.